Die Schülervertretung (SV) der Geschwister-Scholl-Schule Melsungen (GSS) war die Ideengeberin für die große Kundgebung in Melsungen. „Anfang diesen Jahres, in der Projektwoche, kam uns die Idee, eine Demonstration zu Frieden zu machen“, erzählte Laurens Eric Albers, Mitglied der SV. Sie hätten dann mit den Verantwortlichen der Stadt Melsungen gesprochen und daraus sei die allgemeine Kundgebung entstanden.
Der Tag der Kundgebung „Nie wieder ist jetzt! Gesicht zeigen für Vielfalt, Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ in Melsungen fiel auf den 81. Todestag der Geschwister Scholl. Deshalb gab es in der GSS eine Auftaktveranstaltung zur Demonstration. Schüler des Geschichtsleistungskurses der Q4 von Tobias Schmidt hielten eine bewegende Präsentation über die Geschwister Hans und Sophie Scholl, anschließend hörten die Anwesenden einen Vortrag von Anna Stiehl und Tom Werner zu aktuellen Erscheinungen des Rechtsextremismus und der Demokratiegefährdung im Schwalm-Eder-Kreis. Die Veranstaltung wurde von einem Ensemble aus Schülern und Lehrern musikalisch begleitet.
„Unsere Ziele sind, den Geschwistern Scholl zu gedenken, Aufklärung zu leisten und zum Engagement gegen Rechtsextremismus zu motivieren“, sagte Albers.
„Beweist durch die Tat, dass ihr anders denkt“ (vorgelesenes Zitat der Geschwister Scholl)
Der Geschichtsleistungskurs erinnerte an die Namensgeber der Schule. Insgesamt sechs Flugblätter habe die Widerstandsgruppe um Hans und Sophie Scholl verteilen können, dann seien sie dafür verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet worden. Für die Werte, für die heute demonstriert würden, hätten die Geschwister Scholl damals ihr Leben verloren. Damit betonten die Schüler eindrucksvoll, welches Geschenk die Meinungsfreiheit und die Demokratie heutzutage sei. „Die Geschwister Scholl sind ein positiver Fixpunkt in Deutschlands Geschichte. Sie haben für Menschlichkeit, Toleranz und Menschenwürde eingestanden“, sagte Theo Jacob. Alle sollten daran mitwirken, dass sich ein totalitärer Staat nie wieder vor das Individuum stelle.
„Hans und Sophie Scholl würden im Moment das Gleiche tun“ (Tom Werner)
Tom Werner und Anna Stiehl klärten anschließend darüber auf, dass es rechtsextreme Tendenzen und Gruppierungen auch im Schwalm-Eder-Kreis gebe. „Wir haben zu lange in einer Zuschauer-Demokratie gelebt“, sagte Werner. Demokratie sei eine Lebensform, die mit politischer Abstinenz nicht zu halten sei. „Endlich zeigt sich die Mehrheit. Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaat müssen verteidigt werden“, sagte er. Die Bewegung sei tragfähig bis in die ländlichen Regionen. Die Referenten schließen ihren Vortrag mit der Feststellung: „Hans und Sophie Scholl würden im Moment das Gleiche tun.“
Anschließend spielte und sang ein Ensemble aus Schülern und Lehrern, unter der Leitung von Ramona Helmig und Elke Jenge, das Lied „Imagine“ von John Lennon. Der Auftaktveranstaltung folgte der Aufruf zum gemeinsamen Demonstrationsmarsch zum Marktplatz. Schulleiter Dirk von Sierakowsky freute sich auf dem Weg über die gelungene Veranstaltung. „Es war sehr bewegend“, sagte er. Die GSS begehe den Todestag der Geschwister Scholl jedes Jahr mit einer Gedenkveranstaltung. „Dieses Jahr ist der Todestag wie ein Auftakt für die Kundgebung“, fand von Sierakowsky. Es sei ein besonders schönes Zeichen, dass die Demonstration eine Schülerinitiative war.
Politische Partizipation für die Demokratie
Auch Gina Viscoso, Politik- und Wirtschaftslehrerin und Verbindungslehrerin der Drei-Burgen-Schule in Felsberg, betonte die große Bedeutung der Aktion. „Ich bin froh, dass die Veranstaltung heute stattfindet, vor allem auch in Gedenken an Hans und Sophie Scholl“, sagte sie. Es sei wichtig, im Unterricht vermehrt darauf einzugehen, was Demokratie und Menschenrechte bedeuten. „Man darf sich nicht auf der Demokratie ausruhen, politische Partizipation ist für ihr Gelingen sehr wichtig“, erklärte Viscoso. Im Unterricht habe sie vor der Demonstration den Schwerpunkt auf diese Themen gelegt. „Ich bin auf die Demonstration eingegangen. Warum es von Bedeutung ist, heute hier zu sein, und warum überhaupt demonstriert wird“, so Viscoso.
Lora Pehar, zuständig für das Projekt der GSS „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“, freute sich über die enorme Zustimmung, die die Demonstration erfuhr. „Gerade als GSS wollten wir ein Zeichen setzen“, sagte die SV-Lehrerin. Vor allem junge Schüler müssten die Demokratie schützen. „Egal wie viele wir sind, jeder Einzelne zählt und setzt ein Zeichen“, so Pehar.
Auch die Redner auf der Kundgebung auf dem Melsunger Marktplatz dankten der Schülervertretung der GSS für die Idee und ihren Einsatz. Schulsprecherin Sumran Nawal Ahmad resümierte: „Es gab viele Reden, aber die Message war übereinstimmend: Wir sind alle gleich.“
Lena Pöppe