„Die Erinnerung ist wie das Wasser: Sie ist lebensnotwendig und sie sucht sich ihre eigenen Wege in neue Räume und zu anderen Menschen. Sie ist immer konkret: Sie hat Gesichter vor Augen und Orte, Gerüche und Geräusche. Sie hat kein Verfallsdatum und sie ist nicht per Beschluss für bearbeitet oder für beendet zu erklären.“

Noach Flug (1925-2011, Auschwitz-Überlebender)

Die Schülerinnen und Schüler der Geschichtskurse der Q2 besuchten am 21. März 2024 die Gedenkstätte in Breitenau, um sich mit den Verbrechen der NS-Zeit in unserer Region auseinanderzusetzen. Obwohl diese grauenhafte Zeit schon lange zurückliegt, fühlte sie sich dort doch so präsent und bedrückend an. Der Besuch begann mit einer Einführung über die verschiedenen Arten von Lagern und die Geschichte der Gedenkstätte Breitenau.

Das ehemalige Kloster wurde in der Zeit von 1933-1945 in ein Zwangslager umgebaut und als solches genutzt: Von Juni 1933 bis März 1934 war es ein Konzentrationslager für politische „Schutzhäftlinge“ und von 1940 bis März 1945, bis zur Befreiung durch amerikanische Soldaten, ein „Arbeitserziehungslager“. In diesem Straflager wurden ausländische Zwangsarbeiter, die sich dem Arbeitseinsatz widersetzt hatten, aber auch deutsche Gestapo-Gefangene inhaftiert.

Von 1952-1973 bestand dort ein Mädchenerziehungsheim, das Jugendheim Fuldatal, welches unter anderem auch wegen Demonstrationen der Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Schule Melsungen letztendlich geschlossen wurde. Seit 1984 gibt es dort die Gedenkstätte Breitenau, die an die schwierigen und tragischen Jahre insbesondere während der NS-Zeit erinnert.

Nach der Einführung gab es einen Rundgang über das Gelände der Gedenkstätte. Der Rundgang begann auf dem Hof und nach und nach wurden das Kloster, die Kirche, die Duschkabinen, Zellen und der Appellplatz besichtigt. Das ehemalige Mädchenerziehungsheim konnte nur von außen betrachtet werden, da dieses für Besucher nicht mehr zugänglich ist.

Danach haben die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe bekommen, einen der Orte auszuwählen und die wichtigsten Informationen dazu zu recherchieren, um diese dann in der Gruppe vorzustellen. Abschließend haben wir Akten von Häftlingen gesichtet, um etwas über die Biografie der Häftlinge herauszufinden und auch, weshalb sie verhaftet wurden, von wem der Beschluss kam, und wohin sie deportiert wurden.

Das ehemalige Lager hinterließ ein Gefühl des Unbehagens bei den Schülerinnen und Schülern, da jeder wusste, dass hier einmal ein Ort war, an dem Menschen gelitten und um ihr Leben gekämpft haben. Er hat aber auch großes Interesse an der Geschichte der Gedenkstätte erweckt und gezeigt, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte im Allgemeinen zu befassen und aus ihr zu lernen.

Es war ein lehrreicher Ausflug, auch wenn er mit viel Trauer verbunden war. Diese schlimme und fürchterliche Zeit darf niemals in Vergessenheit geraten, genauso wenig wie all die Menschen, die aufgrund der NS-Ideologie die Welt viel zu früh verlassen mussten. Wir gedenken allen Opfern und ihren Angehörigen und hoffen, dass sich die Geschichte niemals wiederholt.

Rasal Akbar, Yaren Altiparmak & Anisa Tara (Leistungskurs Geschichte)