Dr. Andreas Meißner (1957-2021)

Lieber Herr Meißner,

keiner von uns kann erahnen, wo Sie jetzt sind, aber trotzdem möchten wir uns bei Ihnen bedanken. Wir alle sind mehr als geschockt und möchten noch immer nicht wahrhaben, dass Sie nicht, wie bisher, im Klassenzimmer auf uns warten, wenn wir morgens langsam eintrudeln.

Auch wenn es nur 2,5 gemeinsame Jahre waren, die wir zusammen mit Ihnen verbracht haben, haben Sie einen großen Anteil daran, dass wir zu den jungen Erwachsenen geworden sind, die wir jetzt sind. Sie haben uns in vielerlei Hinsicht geprägt und uns beratend zur Seite gestanden.

Nicht nur einmal haben Sie uns einen Tritt in den Hintern gegeben, wenn wir die Mathehausaufgaben schleifen gelassen haben oder ganz offensichtlich keine Lust hatten. Trotzdem sind Sie immer geduldig und vor allem verständnisvoll geblieben, was natürlich auch daran gelegen haben könnte, dass Sie sich gelegentlich selbst erst einmal in aller Ruhe einen Kaffee geholt haben. Dadurch haben Sie uns aber auch die Möglichkeit gegeben, selbstverantwortlich unsere Aufgaben zu erledigen. Denn es ist, wie Sie es immer so schön ausgedrückt haben, unser Abitur, auf welches wir hinarbeiten. Wir denken, gerade deshalb sind wir jetzt in der Lage dazu, uns ohne Sie auf die Mathematik-Prüfung vorzubereiten, auch wenn keiner von uns das möchte.

Sie waren ein wirklich toller Lehrer, der uns mehr Verantwortung gegeben hat als jeder andere. Das war Ihre eigene Methode der Erziehung und des Unterrichtens. Zu dieser gehörte auch, dass Sie uns immer wieder ermutigten, nicht so zurückhaltend zu sein und Fragen zu stellen. Sie haben allgemein eine sehr gute Abiturvorbereitung (inklusive eines ausführlichen und mehr als hilfreichen Merkhefts) betrieben und wollten, dass wir unser Bestes geben. Natürlich war Ihr Plan auch immer, Rekord zu schreiben, was vermutlich zum Teil an Ihrem eigenen Ehrgeiz lag. Dafür haben Sie uns alles beigebracht, was wir wissen müssen, folglich keine Beweise, da wir diese ja laut Ihnen sowieso nicht brauchen und eh vergessen werden.

Auf alle Fälle haben Sie uns die Angst vor dem Abitur genommen und uns Hoffnung gegeben, es zu bestehen und in Mathe unsere Bestleistungen zu vollbringen.

Wir hoffen, wir können Sie stolz machen!

Vor allem hatten Sie eine sehr besondere Art, an die man sich, wie es so oft bei Menschen ist, erst gewöhnen musste. Aber wir als Ihr Leistungskurs haben Sie, wie sicherlich alle vor uns, in unser Herz geschlossen.

Mit der ein oder anderen Geschichte aus Ihrem Leben, die mehr oder weniger zum Thema passte, haben Sie uns immer wieder zum Schmunzeln gebracht und man konnte gut mit Ihnen scherzen. Auch wenn Sie oft eine Geschichte mehrmals erzählt haben, war Ihre Begeisterung ungebrochen und durch private Erzählungen und Ihre Offenheit entstand eine engere Beziehung zu den Schüler*innen. Außerdem hatten Sie immer einen Spruch auf Lager, sodass es nie langweilig wurde, zum Beispiel „Dumm kann man sein, man muss sich nur zu helfen wissen“ oder „Einmal mit Profis arbeiten“. Diese Sprüche, die wir jeden zweiten Tag hörten, werden vermutlich immer in unserem Gedächtnis bleiben. Genauso sind es die zahlreichen Insider bezüglich bestimmter Matheaufgaben, die uns an Sie erinnern werden. Auch Ihr sächsischer Akzent, die Kaffeeschwäche und Ihre unterhaltsame Art machten Sie sympathisch und unverwechselbar.

Wir sind dankbar für Ihre Angewohnheit, den Tatsachen ins Auge gesehen und nicht um den heißen Brei herumgeredet zu haben. Sie haben Ihre Meinung nicht zurückgehalten und sie stattdessen auch gerne zu privaten Dingen geäußert. Eine Ihrer Gaben war es wohl auch, uns ziemlich gut einschätzen zu können. Sie wussten genau, wo unsere Stärken und Schwächen lagen, und konnten infolgedessen jeden individuell unterstützen, sodass niemand zurückblieb.

Wir sind uns sicher, alle Ihrer bisherigen Leistungskurse haben gemerkt, dass Sie Ihren Job geliebt haben und mit Herz und Seele Lehrer waren. Oft haben Sie davon gesprochen, noch weiter zu unterrichten, auch wenn die Pension schon bald in Sicht war. Das zeigt, welche Freude Sie an der Mathematik und an der Physik hatten. Eine Freude, die sicher nicht alle Schüler geteilt haben, aber trotzdem wurden Sie von sehr vielen geschätzt. Zudem kannte Sie wahrscheinlich jede/r Schüler/in aufgrund Ihrer täglichen Streifzüge durch die Schule, bei denen Sie diese ohne einen bestimmten Grund angesprochen haben, was dazu führte, dass Sie die Mehrheit der Gesichter kannten. Bemerkenswert war auch Ihr Interesse am Leben Ihrer Schüler*innen, zum Beispiel erschienen Sie zu außerschulischen Ereignissen und unterstützten sie einmal sogar bei einem Fußballspiel.

Alles in allem waren Sie für uns viel mehr als nur ein Lehrer. Sie haben sich um uns gesorgt, uns geholfen und uns das Gefühl gegeben, dass auch wir Ihnen am Herzen lagen.

Unglaublich gerne hätten wir es erlebt, wie wir gemeinsam unser Abitur gefeiert und Sie irgendwann genauso von unserem Leistungskurs geschwärmt hätten, wie Sie es immer von unseren Vorgängern getan haben.

Wir werden Sie sehr vermissen. Als Lehrer, als Vorbild, aber vor allem als der Mensch, der Sie waren. Vielen Dank für alles!

Ihr Leistungskurs Mathematik Q3

Julia Fehr, Florian Gail, Selina Hassenpflug, Tom Hintner, Cedric Müller, Melina Reuber, Robin Wagner, Fabian Waletzki und Luisa Wiederhold


Melsunger Allgemeine, 16.01.2021